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Silberweide
Die Silberweide - Baum Des Jahres 1999 
 
Lat. Sálix álba L., Weidengewächse/Salicáceae
 
Charakteristika, Erkennungsmerkmale
Die Silberweide – unsere größte einheimische Weidenart – ist ein raschwüchsiger, 20–25 m hoher Baum, dessen Stamm sich schon kurz oberhalb der Basis verzweigt. Hierdurch entsteht eine unregelmäßig gestellte, lockere Krone. Der Stamm kann mit 80–100 Jahren bereits einen Durchmesser von mehr als 1 m haben.
 
Man erkennt die Silberweide vor allem an ihrer schon von weitem sichtbaren silbrigen Behaarung, die blattunterseits und an den noch wachsenden Triebspitzen bis zum Herbst erhalten bleibt.
 
Den schraubig stehenden Blättern sieht man ihren Naturstandort an Gewässern sofort an: lang und schmal wie ein Paddelboot, so daß sie sich im Wasser gut der Strömung anpassen können. Bei der Silberweide weisen die Blätter am Blattstielende und am gezähnten Blattrand Drüsen auf, die (eher bei anderen Arten) für aromatischen Geruch sorgen können.
 
Die silbrige Behaarung ist ein hervorragender Verdunstungs- und Strahlungsschutz, womit sich die Silberweide zeitweiliger Trockenheit und der extremen Einstrahlung an Gewässerrändern angepaßt hat. Die Blüten der Silberweide erscheinen im April/Mai mit dem Laubaustrieb und sind wie bei allen Weidenarten extrem einfach aufgebaut. Es fehlt alles, was zur Bestäubung nicht unbedingt notwendig ist, so daß die etwa 5 cm langen Blütenkätzchen relativ unauffällig sind.
 
Die sich rasch entwickelnden Früchte sind Kapseln, welche im Frühsommer am Baum aufplatzen und die mit Flughaaren versehenen Samen entlassen.
 
Mit den Pappeln gehören die Weiden zur Familie der Weidengewächse, für die eingeschlechtige Kätzchen charakteristisch sind, d. h. es gibt nur rein weibliche oder rein männliche Blütenstände. Und nicht nur das – zudem existieren auch am ganzen Baum bei dieser Familie nur weibliche oder männliche Blüten, so daß man nur „Weidenfrauen“ oder „Weidenmänner“ findet und dies botanisch als Zweihäusigkeit bezeichnet.
 
Vorkommen, Verbreitung
Die Silberweide ist die Baumart der planaren und kollinen Stufe und kommt in vielen Teilen Europas vor. Bevorzugt wächst sie in den Weichholzauen großer Flüsse, vor allem in den Auen der Donau, seltener auch am Rhein. Sie liebt periodisch überschwemmte, nährstoff- und basenreiche, sandig-kiesige Tonböden, auch reinen Schlick.
 
Durch Flußregulierungen, dem Begradigen und Verrohren zahlloser kleiner Wasserläufe und dem Trockenlegen von Tümpeln sind die Standorte der Silberweide stark dezimiert worden.
 
Ihr und diesen ökologisch besonders wertvollen Standorten mehr Aufmerksamkeit zu widmen, war Ziel bei der Benennung der Silberweide zum Baum des Jahres 1999.
 
Verwendung, ökologischer Nutzen
Das Holz der Silberweide ist leicht, sehr weich und hat einen braunen bis braun-rötlichen Kern.
Es eignet sich für die Herstellung von Sperrholz und findet Verwendung in der Span- und Faserplattenherstellung, wird aber heute seltener für diese Zwecke genutzt.
Etwas häufiger werden die biegsamen Zweige zum Flechten, zum Wasserverbau oder wegen ihrer hohen Bewurzelungsfähigkeit zum Festlegen neuer Dämme und Böschungen verwendet.
 
Die Pioniereigenschaften der Weiden führen auch dazu, daß sie Extremstandorte besiedeln und so für anspruchsvollere Gehölzarten vorbereiten können und damit eine äußerst wichtige Funktion erfüllen. So leiteten sie auch nach der Eiszeit die Wiederbewaldung ein. Ihre sehr leicht und gut zersetzliche Streu trägt dazu bei, die Humusform entscheidend zu verbessern. Aus diesem Grund sieht man heute in der naturnahen Forstwirtschaft Weiden auch nicht mehr, wie noch bis vor einem Jahrzehnt, als Unkraut an und beseitigt sie, sondern läßt einen gewissen Anteil im Nebenstand mitwachsen, der sich dann günstig auf die anderen Baumarten auswirkt. Außerdem wird jetzt in der Forstwirtschaft auch wieder stärker berücksichtigt, daß Weiden eine wichtige Bienentracht und Nahrungsgrundlage vieler vom Aussterben bedrohter Schmetterlingsraupen sind. Biber mögen die Rinde der Silberweide besonders gerne.
 
Heilkunde, Mythologie und Brauchtum
Die Weide spielt bis heute in allen Naturheilverfahren eine wichtige Rolle und ist der Klassiker unter den Schmerzmitteln. Bereits bei Hippokrates war ihre Wirkung gegen Schmerzen und Fieber bekannt.
 
Die Weidenrinde enthält das Salicin, das nach der Magen-Darm-Passage im Blut und in der Leber nach und nach, d. h. verträglich (ohne Nebenwirkungen) in die wirksame Salicylsäure umgewandelt wird. 1899 gelang die synthetische Herstellung der Salicylsäure und aus ihr später die Entwicklung des „Aspirins“.
 
In vielen Sagen und Rechtsbräuchen erscheint die Weide als Baum der Unfruchtbarkeit, der Ehrlosigkeit, der Trauer und des Todes. Gespenster verwandeln sich in Weiden, der Weidenzweig ist das Zepter der Hexen. Wer hat es nicht schon erlebt, an einem nebligen Novembermorgen eine fürchterliche Gestalt mit aufgedunsenem Kopf und wild zu Berge stehenden Haaren vor sich aus dem Nebel auftauchen zu sehen? Um dann festzustellen, daß es keine Hexe, sondern eine Kopfweide ist.
 
Aber auch anderes wird berichtet, so z. B. daß man durch Verknotung von drei Weidenzweigen Krankheiten auf diesen Baum übertragen und dadurch gesund werden kann.
 
Quelle: Kuratorium „Baum des Jahres“
Faltblatt „Die Silberweide 1999“ · Verfasser: Prof. Dr. A. Roloff
 
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